Bis auf einen Zweig aus Sundern im Sauerland, deren Vorfahren aus Posen
stammen, scheinen alle übrigen Träger des Namens in dieser Schreibweise auf Gottfried
Castellan zurückzugehen, der 1789 in Kröligkeim in Ostpreußen
geboren ist. Gottfried Castellan war verheiratet mit Maria
Bork, sie hatten 5 Kinder:
- Gottlieb Kastellan, geb. um 1820
- Gottfried Kastellan, geb. um 1821
- Christop Kastellan geb. um 1825
- Carl Kastellan, geb. um 1832 in Kröligkeim, Kirchspiel Löwenstein
- Regine (auch Regina) Kastellan, geb.12.08.1836 in Kröligkeim,
Kirchspiel Löwenstein
Von Carl Kastellan und seiner Frau Louise Hellwich
stammt der Teil der Familie ab, den man mit Zweig Wolfenbüttel, Zweig
Handorf und Zweig Oberhausen bezeichnen kann.
Carl Kastellan war Instmann in Ostpreußen. Ein
Instmann war ein Arbeiter, der in größeren oder kleineren Wirtschaften, außer dem
Hofgesinde, in dauernder Anstellung stand. Er bekam einen beträchtlichen Teil seines
Lohnes in Naturalien und gewöhnlich mehrere Morgen Land zur eigenen Bewirtschaftung. Auch
durfte er eigenes Vieh halten. Er bekam außerdem eine Wohnung im Insthause und war
deshalb meist verheiratet.
Regina Kastellan, war die Jüngste und später mit Karl
Malchert verheiratet. Regina hatte einen vorehelichen Sohn, der
den Namen Karl Kastellan trug und am 18.09.1859 geboren wurde.
Von ihm stammt der Teil der Familie ab, den man als Zweig Fümmelse
bezeichnen kann.
Da ein Sohn von Carl Kastellan, - August Martin
Kastellan - , eine Tochter von Regina Kastellan, -nämlich
Karolina Malchert - , also seine Kusine, heiratete, sind die
Verwandtschaftsbeziehungen etwas komplizierter.
Als Wohnort wird bei der Eheschließung von August Martin und Karolina
im Jahre 1894 für Carl Kastellan und seine Frau Langanken
im Kreis Friedland (Ostpreußen) angegeben.
Sowohl August Martin Kastellan als auch Karolina Malchert
sind noch in Ostpreußen geboren, August Martin in Kröligkeim
und Karolina in Loskeim. Aus den Erzählungen von Karolina
Malchert ging hervor, dass sie in Schippenbeil in Ostpreußen
gewohnt hat und als Kind in einer Kate lebte, deren Fussbodendielen weiß gescheuert
werden mussten und sonntags mit weißem Sand bestreut wurden. Zu Weihnachten wurden
darunter Tannennadeln gemischt, um den richtigen Duft zu verbreiten.
August Martin Kastellan ist als junger Mann nach Wolfenbüttel
gezogen. Er wurde in Ostpreußen als Arbeiter für die Ravensberger Spinnerei in
Wolfenbüttel angeworben und hat später bei der Landmaschinenfabrik Welger in
Wolfenbüttel gearbeitet. Er holte seinen Onkel Karl Malchert mit Frau
und Kindern auch nach Wolfenbüttel. 1894 wohnte er Frankfurter Str. 20 und die Familie
Malchert Lindener Str. Nr. 7.
Auch der Bruder von August Martin Kastellan,- Herrmann
Kastellan, der jüngste Sohn von Carl Kastellan
und Louise Hellwich,- kam nach Wolfenbüttel.
Bruder Gustav Kastellan zog ebenfalls aus
Ostpreußen weg. Er ging nach Oberhausen.
Der Sohn Karl und seine Schwester Auguste verblieben
in Ostpreußen. Auguste musste am Ende des zweiten Weltkrieges fliehen
und wohnte dann in Oelsnitz bei Adorf im Vogtland. Sie blieb
unverheiratet.
Wo der Sohn Karl geblieben ist, ist unbekannt. Sein Geburtsdatum ist
ungesichert.
Die Gründe für den Wegzug der Familienmitglieder aus dem masurischen Ostpreußen
liegen in der Mechanisierung der Landwirtschaft. Alle Hinweise auf die ausgeübten Berufe
der Kastellans zeigen, dass sie als Knechte, Arbeitsmänner,
Miethsmänner, Mägde und Instmann tätig gewesen sind. Sie
waren als Hilfskräfte in der Landwirtschaft tätig, deren Arbeitskraft mit zunehmender
Mechanisierung immer weniger gebraucht wurde. Die Mähmaschine, der Mähbinder und die
Dreschmaschine wurden erfunden und tausende von Schnittern und landwirtschaftlichen
Arbeitern wurden brotlos und suchten neue Arbeit im industriell aufblühenden Westen.
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Der Name Kastellan (in vielen verschiedenen Schreibweisen) war in
den katholischen Landkreisen Heilsberg und Rößel ( früher: Ämter Heilsberg und
Seeburg) in mehreren Orten vertreten. Zum Zeitpunkt der ältesten Prästationstabellen
(Abstammungsverzeichnisse) des Ermlands, 1773, waren dies:
Adlig Wolka, Kirchspiel Frankenau, Amt Seeburg
Eine der frühesten Erwähnungen und ein Beleg für die Einwanderung nach dort im 16.
Jahrhundert aus Polen/Masowien, da Wolka/Wolk/Wolle auf polnisch Freisitz"
bedeutet. Die Neusiedler bekamen Freijahre, bevor sie Abgaben entrichten mussten; das
Ermland war Anfang des 16. Jahrhunderts ungefähr zur Hälfte durch mehrere Kriege
verwüstet.
Die älteste Kastellan-Eintragung im Traubuch von Frankenau (dazu gehört Adlig Wolka)
lautet auf einen Trauzeugen Leonardus Kastalan am 25. November 1615.
Prästationstabellen mit Einzelnamensangaben für Adlig Wolka liegen nicht vor, da es
nicht königlich, sondern adlig war.
Für die Zeit um 1773 lassen sich durch das Traubuch Frankenau folgende männliche
erwachsene Namensträger in Adlig Wolka feststellen:
- Joannis Castellan, 21.11.1762, als Vater bei der Heirat des Sohnes Thomas,
möglicherweise 1773 schon verstorben.
- Thomas Castellan, Heirat wie oben, Taufzeuge 1778 und 1787
- Andreas Castellan, Enkel von Joannis, Sohn von Martin aus Lautern, heiratet am
19.11.1781, 29 Jahre alt
Bergerdorff [eigentlich Bürgerdorf" der
Stadt Seeburg]
Joseph Kastellan, Bürger PT (Prästationstabelle) 1773, S. 968
Frankenau, Amt Seeburg
Caspar Castelan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 933
Joseph Kastelan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 1034
Lautern, Kirchspiel Lautern, Amt Seeburg
wird die größte Kastellan-Gemeinde im 19. Jahrhundert, was das Ermland
anbelangt.
Die meisten Inhaber des Namens an diesem Ort werden in den Kirchenbüchern ab ca. 1800 Kastilan
oder sogar Kastilahn geschrieben.
Martin Kastellan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 938 u. 1039
+ 8.11.1786 in Lautern, colonus, 65 Jahre alt Sohn von Joannis aus Adlig Wolka.
Hatte aus zwei Ehen acht Söhne, von denen sechs das Heiratsalter erreichten. Sie und
deren Nachkommen tauchen zumeist in Lauterern Kirchenbüchern auf.
Geburt
Heirat
- 1752 Andreas
1781 und 1787
- 1755 Simon
1781 und
1787
- 1765 Joseph
1794
- 1768 Rochus
vor 1802
- 1771 Martin
1802
- 1773 Paulus
1802
Kiwitten, Kirchspiel Kiwitten, Amt
Heilsberg
Anton Kastelahn, Gärthner od. Eigenkäthner PT 1773, S. 641. Am
5.2.1774 vermerkt das Taufbuch den Eintrag eines Sohnes Joannes. Mutter ist wie unten
Justina Danquart.
Anton Kastelan hat am 16.11.1760 Justina Danquart geheiratet und ist Sohn von Christoph
Kastelan aus Springborn.
Springborn, Kirchspiel Kiwitten
Anton Kastellan, Instmann (Eintrag ist gestrichen) PT 1773, S. 612
Es handelt sich um o.a. Anton, der verzogen ist.
Im Taufbuch Kiwitten vom 2.3.1771 taucht er noch mit Ortseintrag Springborn mit Taufe
eines Sohnes Josephus auf. Mutter wie o.a.
Castelahn, o. Vorname, Eigenkäthner PT 1773, S. 633
Es handelt sich um einen zweiten Martin Kastelan. Er taucht im Taufbuch Kiwitten
mindestens zweimal als Vater in Springborn auf:
Am 1.5.1771 als Vater von Gertrudis; am 29.8.1774 als Vater von Joannes (Hier geschrieben
Kasztelan. Eine Reminiszenz an die polnische Schreibweise). Mutter ist beidesmal Elisabeth
Krieger.
Martin ist Sohn von Christoph, * 11.11. 1744 in Springborn
Der älteste Kastellan - Heiratseintrag mit Ortsangabe Springborn lautet:
Christophorus Castellan, Sohn des Benedictus Castelan aus Wolk,
heiratet Elisabeth Schwartz (4.11.1708).
Lauterhagen, Kirchspiel Krekollen, Amt
Heilsberg
Rochus Kastellan, Schmit PT 1773, S. 613 und 650
+ 26.9.1805 in Roggenhausen, Amt Heilsberg, "faber ferrarius",
87 Jahre alt, verzog ca.1777 dorthin.
Möglicherweise ist Rochus ein Bruder von Martin, Lautern und damit
auch von Thomas, Wolka.
Rochus hat aus zwei Ehen mindestens 13 Nachkommen, darunter 11 Söhne, von denen
höchstens sieben das Kindesalter überlebt haben (Bis 1775 ist eine Totenkontrolle in
Krekollen nicht möglich). Es sind (Geburtsjahr):
1760 Josephus
1762 Antonius
1768 Laurentius (7.August)
1775 Joannes
1788 Andreas
1791 Adalbertus
1795 Valentinus
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Die Herkunft des Namens Kastellan
Im Mittelalter war der Kastellan der Verwalter einer Burg, der Burghauptmann. Der Name
leitet sich aus dem Lateinischen ab. Bei den Römern hießen die Grenzbefestigungsanlagen Kastell.
Die Personennamen sind oft aus den Berufsbezeichnungen hervorgegangen oder wurden den
Personen gegeben, die sich "wie ein Kastellan" verhielten. - Vergleichbar mit
den "Königs" und "Kaisers" im deutschen Sprachraum, die ja nicht alle
von den Kaisern und Königen abstammen.
Der Name ist in verschiedenen Varianten anzutreffen. Im Italienischen gibt es ihn als Castellani
(die Villa Augusto Castallani gibt es z. B. neben dem Trevi-Brunnen in Rom). Im
Französischen als Châtelain und im Polnischen als Kasztelan.
Eine Suche im Internet unter diesen Namen führt zu tausenden von Treffern. Auch
Schreibweisen wie Kastelan, Kastilan, Castillan usw. führen
zu zahlreichen Ergebnissen.
Im deutschsprachigen Raum hat sich offensichtlich der Name Vogt und Voigt
als Familienname der Ableitung von der Profession des Burgverwalters durchgesetzt, der ja
wesentlich häufiger anzutreffen ist als Kastellan. Die Kastellans in Deutschland haben
ihre Wurzeln offensichtlich überwiegend in Ost- und Westpreußen.- Vor allem im
Masurischen. Der Name könnte von den Rittern des Deutschen Ritterordens nach dem
3.Kreuzzug mitgebracht worden sein, also aus dem lateinischen Raum. Der Ritterorden hatte
sich im ausgehenden Mittelalter, nachdem er seine Aktivitäten im Heiligen Land
einschränken musste, der Kolonisierung des Gebietes von West- und Ostpreußen zugewandt.
Über die Stellung des Kastellans beim Deutschen Ritterorden findet man nachstehende
Erläuterung:
Die in den Statuten fassbaren Strukturen des Ordens wurden - wie bei den anderen
Ritterorden, vor allem bei den Johannitern - zunächst wesentlich durch das
gemeinschaftliche Leben im Haupthaus des Ordens bestimmt. Oberstes "Organ" war
das Kapitel, die Versammlung aller Brüder, an deren Beschlüsse die Ordensoberen formal
gebunden blieben, auch wenn die geographische Ausweitung des Ordens ein Zusammentreten
aller Mitglieder seltener werden ließ. Während der Meister bald zur Unterscheidung
gegenüber den lokalen "Meistern", den Landmeistern, als magnus magister,
als Hochmeister, bezeichnet wurde, gewann eine Gruppe von Amtsträgern im Haupthaus
zunehmende Bedeutung für den gesamten Orden. Schon 1208 lassen sich die Ämter des
Großkomturs, des Marschalls und des Spittlers nachweisen. Zunächst war der Großkomtur
vor allem für die Angelegenheiten des Haupthauses zuständig, dann beschränkte er sich
ab 1230 mehr und mehr auf die Oberaufsicht, vertrat dafür aber häufiger den Meister
während dessen Abwesenheit vom Heiligen Land. Marschall und Spittler waren für die
beiden wichtigsten Aufgabenbereiche im Orden zuständig, für die Vorbereitung
militärischer Einsätze und für die Versorgung der Kranken. Bis zur Mitte des
13.Jahrhunderts bildeten sich drei weitere bedeutende Ämter aus: das des Trappiers, der
für das Bekleidungswesen verantwortlich war, nachgewiesen seit 1228, das des Tresslers,
für den Ordensschatz, seit 1240, und das des Kastellans von Montfort,
mit der Errichtung der Hauptburg seit 1230. Alle diese Ämter finden sich ähnlich auch
bei den beiden anderen großen Ritterorden, so bei den Johannitern, bei denen es zwar
keinen Kastellan gab, dafür aber seit dem Anfang des 14.Jahrhunderts
einen Turkopolier als Leiter der Hilfstruppen und einen Admiral, der die Hafenanlagen und
die Marinesoldaten überwachte.
Es ist jedoch auch denkbar, dass der Name, der vor allem in Masuren und
den angrenzenden westlichen Regionen (dem Ermland) vorkam, von den
Einwanderern nach der Besiegung des Ritterordens durch die Polen mitgebracht worden
ist. Der Stellvertreter des Woiwoden (Polnischer Fürst - später
oberster Beamter) wurde als Kasztelan bezeichnet.
Eine
detaillierte Deutung gibt Michael Kastelan, der sich intensiv mit der Abstammung des
Namens beschäftigt hat, am Schluss dieser Seite.
Es gibt den Namen Kastelan mit nur einem L ebenfalls noch in
Deutschland.- Auch mit ostpreußischer Abstammung. Bisher wurden aber noch keine
verwandtschafltichen Zusammenhänge festgestellt, obwohl sie sicherlich bestehen, aber
vermutlich in die Zeit vor 1830 zurückreichen. Man muss davon ausgehen, dass die des
Lesens und Schreibens Unkundigen dem Pastoren, der die Kirchenbücher führte, nur ihren
Namen nannten, der diesen dann ggf. mit LL oder nur mit L schrieb. Oder der neue Pfarrer
hatte nicht ganz richtig zugehört und schrieb Kastillan ins Kirchenbuch. - Standesämter
mit einigermaßen sicheren Eintragungen gab es erst im Deutschen Reich nach 1871.
Bei Rückfragen zeigte sich, dass die Vorfahren der Kastellans mit einem L oft aus dem
Kroatischen und Polnischen stammen und ggf. durch Eindeutschung des Namens entstanden
sind. So trägt eine polnische Biermarke diesen Namen.
Die Kastellans mit Doppel-L sind in Deutschland nicht so häufig
anzutreffen und lassen sich fast alle der ostpreußischen Abstammung zuordnen.
Deutung des
Familiennamens durch Michael Kastelan, Aalen Die älteste Erwähnung des
Familiennamens in Ostpreußen überhaupt stammt aus dem evangelischen Saalfeld Krs.
Mohrungen:
Dort bekommt im Jahr 1562 ein Hans Castellahnn das Bürgerrecht
verliehen (Altpreußische Geschlechterkunde, Jg. 1935). Familienforschung ist hier nicht
möglich, da es keine erhaltenen Kirchenbücher gibt.
Was waren die Kastellane von Beruf ?
Bauern und einfache Leute. Benedictus Castalan in Adlig Wolka hatte um
1665 das Schulzenamt inne. Berufe hatten nur die Männer. Die Kirchenbücher im Ermland
wurden bis ca. 1840 in lateinischer Sprache geführt.
Es tauchen auf:
proprietarius
Eigentümer
inquilinus
Mieter, Mietsmann, auf
ostpreußisch Instmann
colonus
Siedler,
Kleinbauer
hortulanus
Gärtner, meint aber eigentlich auch Kleinbauer
tabernator
Krüger, Gastwirt
pastor
Schäfer
famulus
Knecht
miles
Soldat (in kriegerischen Zeiten)
Woher stammt der Familienname Kastellan ?
Ist er
Übername
(Er benimmt sich,
er wirkt wie ein Kastellan = vornehm, edel)
Berufsname ( Er ist
Kastellan = Burgvogt, Burgverwalter mit zugehörigem Gebiet)
Herkunftsname (Er kommt aus der Kastellanei Gniezno, er
stammt aus dem befestigten Ort, von der Burg Gniezno) ?
Diese Fragen werden wohl abschließend nicht zu beantworten sein. Am wahrscheinlichsten
ist m.E. die dritte Alternative, da die Angehörigen des Familiennamens nicht der
Oberschicht angehörten. Der Name deutet einfach auf die Einwanderung aus den benachbarten
polnischen Gebieten hin und könnte analog zum deutschen Familiennamen ganz banal
"Bürger" (abgeleitet von Burg) bedeuten (Siehe unten: Lexikon von 1739, erster
Halbsatz).
Auszüge aus verschiedenen Nachschlagewerken
Brockhaus Enzyklopädie 1970, Neunter Band
Kastellan [ > Kastell]
Aufsichtsbeamter von Schlössern und öffentlichen Gebäuden, im Mittelalter der
Burgvogt; bei den Westslawen seit dem 12. Jahrhundert Verwalter einer Burg mit
zugehörigem Gebiet (Kastellanei, östlich der Elbe und Saale nach der deutschen
Besiedlung durch die deutsche Territorial-Verfassung abgelöst). In Polen verloren die
Kastellane im 14. Jahrhundert ihre Funktionen an die > Starosten; dort seit dem 15.
Jahrhundert Ehrenamt mit Berechtigung zu einem Senatssitz.
Historical Dictionary of Poland 1996
Castellan (kasztelan)
State office in early medieval Poland responsible for the administration and
military control of a castle and a neighboring region, known as a kasztelania and
constituting the basic administrative unit of the state. In mid-thirteenth-century Poland,
there were about 100 kasztelanias. In the fourteenth century, after the introduction of
the new administrative office of starosta (Foreman of a district), the Castellan's office
lost it's importance and turned into a titular provincial position. From the fifteenth
century, Castellans had seats in the Senate, and, in the ranking of Senate positions, they
were placed directly under the Palatines (wojewoda), with the exception of the Castellan
of Cracow, who was the most important lay Senator of pre-Partition Poland. The title of
Castellan also existed in the Dutchy of Warsaw and in the Congress Kingdom of Poland
(1807-1831).
Grosses vollständiges UNIVERSAL - LEXIKON Aller Wissenschafften und Künste,
Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden.
Darinnen so wohl die Geographisch Politische Beschreibung des Erd-Kreyses 20. Band,
Leipzig und Halle, Verlegts Johann Heinrich Zedler 1739
Castellan, Castellanus, Chatelain,
heist eigentlich ein Einwohner in einer Stadt; wurde aber nachmahls ein Burggraf
genennet; heißt aber ietzo eigentlich einer, der über eine Burg oder Schloß zu befehlen
hat. Es ist aber das Amt und Würde, welche dadurch angedeutet wird, unterschiedlich. In
Teutschland und Niederlande heißt man einen Castellan denjenigen, welcher über ein
Fürstliches oder auch sonst ansehnliches Hauß und Palast die Aufsicht und die Schlüssel
zu allen Zimmern hat, auch besorgen muß, daß dieselben allzeit reinlich gehalten werden,
welches auf gut Teutsch ein Hauß-Verwalter heißt.
Es werden aber auch die independenten Gouverneurs derer Citadellen zu Mayland, Naples
und Antwerpen Castellanen genennet; ja endlich giebt es auch Castellanen in Polen und
Lithauen, welche daselbst in dem Senat ihren Sitz unter den weltlichen Senatoren haben,
und zu Kriegs-Zeiten, unter dem Commando derer Woywoden, als deren Lieutenants, die unter
ihrer jurisdiction befindlichen Edelleute in das Feld führen müssen, und zwar
mehrenteils 2 oder noch mehr. In allen sind dererselben 85, 3 davon haben ihren Sitz bey
denen Woywoden, nemlich die von Cracau, von Vilna und von Trocki. Der Castellan von Cracau
ist der oberste unter allen weltlichen Senatoren, und zwar entweder deswegen, weil in dem
12 Seculo der Woywode von Cracau, welcher selbst der erste gewesen, wider den König
Boleslaum III rebelliret, hingegen der Castellan daselbst getreu geblieben, oder weil
unter des gedachten Königs Regierung der Cracauische Woywode in einem Treffen die Flucht
ergriffen, hingegen der Castellan sich überaus ritterlich gehalten. Der Castellan von
Vilna ist unter denen weltlichen Senatoren der sechste, und der von Trocki der zehende.
Die Ursache aber, warum diese beyden über so viel Woywoden den Rang haben, ist entweder
das Alterthum solcher Castellaneyen, oder daß in denen ehemaligen Zeiten die Castellanen
von selbigen Orten der Republic einige sonderbare Dienste geleistet. Die übrige 82
Castellanen folgen gleich nach denen sämtlichen Woywoden, und werden eingetheilt in
grosse und kleine.
Jene, deren 33 sind, führen den Namen von der Woywodschafft, wozu sie gehören, sitzen in
dem Senat, gleich denen Woywoden, auf Arm-Stühlen, und werden aus der Cantzley Wielmozni
oder Magnifici tituliret. Die Kleinen, an der Zahl 49, befinden sich insgesamt in
Klein-Polen, Masovien und Reussen, schreiben sich nur von gewissen Gegenden (daher man sie
Castellanos districtum zu nennen pflegt) und sind vor nicht gar langer Zeit recht in den
Senat aufgenommen worden, sitzen hinter denen übrigen Senatoren auf Bäncken, und
bekommen aus der Cantzley den Titel Vrodzenc oder Generosi. In denenübrigen Stücken sind
sie einander fast gantz gleich, empfangen auch, wenn andere mit ihnen reden, oder an sie
schreiben, durchgehend den Titel Jasnie Wielmozne oder Illustrissimi, und werden Herren
von dem Ort genennet, wo sie Castellanen sind, z.E. Pan Posnanski, Herr von Posen. Kein
Woywod, etliche wenige in Lithauen und in Preussen ausgenommen, ingleichen kein Starost,
kann zugleich Castellan seyn, noch auch eine einzige Person 2 verschiedene Castellaneyen
verwalten. Im übrigen wird zu einem Castellan erfordert, daß er ein Polnischer oder
Lithauischer Edelmann, und in der Gegend, worüber er Castellan zu werden verlanget, mit
unbeweglichen Gütern angesessen sey. Die Jurisdiction, so sie haben, erstreckt sich fast
nur auf peinliche Sachen.
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