Die Familie Kastellan stammt aus Ostpreußen

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Es gibt nicht sehr viele Träger des Namens Kastellan in Deutschland (mit doppeltem L). - Wobei die Schreibweise des Namens auch in der gleichen Familie bis etwa 1870 sehr unterschiedlich gewesen ist. Den Namen Kastelan (mit einem L) gibt es häufiger, ebenso Kastillan oder ähnlich. Der Name war in einigen Orten in Ostpreußen anzutreffen. Die Orte liegen in Masuren und im ehemaligen Ermland.

Der erste nachweisbare Vorfahre ist Johann Kastellan, der etwa  1700 in Fronowen in Ostpreußen das Licht der Welt erblickte. Fronowen ist der alte Name für Frankenau im Amte Seeburg bei Allenstein in Ostpreußen.


Bis auf einen Zweig aus Sundern im Sauerland, deren Vorfahren aus Posen stammen, scheinen alle übrigen Träger des Namens in dieser Schreibweise auf  Gottfried Castellan zurückzugehen, der 1789 in Kröligkeim in Ostpreußen geboren ist.

Gottfried Castellan war verheiratet mit Maria Bork, sie hatten 5 Kinder:

  • Gottlieb Kastellan, geb. um 1820
  • Gottfried Kastellan, geb. um 1821
  • Christop Kastellan geb. um 1825
  • Carl Kastellan, geb. um 1832 in Kröligkeim, Kirchspiel Löwenstein
  • Regine (auch Regina) Kastellan, geb.12.08.1836 in Kröligkeim, Kirchspiel Löwenstein

Von Carl Kastellan und seiner Frau Louise Hellwich stammt der Teil der Familie ab, den man mit Zweig Wolfenbüttel, Zweig Handorf und Zweig Oberhausen bezeichnen kann.

Carl Kastellan war Instmann in Ostpreußen. Ein Instmann war ein Arbeiter, der in größeren oder kleineren Wirtschaften, außer dem Hofgesinde, in dauernder Anstellung stand. Er bekam einen beträchtlichen Teil seines Lohnes in Naturalien und gewöhnlich mehrere Morgen Land zur eigenen Bewirtschaftung. Auch durfte er eigenes Vieh halten. Er bekam außerdem eine Wohnung im Insthause und war deshalb meist verheiratet.

Regina Kastellan, war die Jüngste und später mit Karl Malchert verheiratet. Regina hatte einen vorehelichen Sohn, der den Namen Karl Kastellan trug und am 18.09.1859 geboren wurde.

Von ihm stammt der Teil der Familie ab, den man als Zweig Fümmelse bezeichnen kann.

Da ein Sohn von Carl Kastellan, -  August Martin Kastellan - , eine Tochter von Regina Kastellan, -nämlich  Karolina Malchert - , also seine Kusine, heiratete, sind die Verwandtschaftsbeziehungen etwas komplizierter.

Als Wohnort wird bei der Eheschließung von August Martin und Karolina im Jahre 1894 für Carl Kastellan und seine Frau Langanken im Kreis Friedland (Ostpreußen) angegeben.

Sowohl August Martin Kastellan als auch Karolina Malchert sind noch in Ostpreußen geboren, August Martin in Kröligkeim und Karolina in Loskeim. Aus den Erzählungen von Karolina Malchert ging hervor, dass sie in Schippenbeil in Ostpreußen gewohnt hat und als Kind in einer Kate lebte, deren Fussbodendielen weiß gescheuert werden mussten und sonntags mit weißem Sand bestreut wurden. Zu Weihnachten wurden darunter Tannennadeln gemischt, um den richtigen Duft zu verbreiten.

August Martin Kastellan ist als junger Mann  nach Wolfenbüttel gezogen. Er wurde in Ostpreußen als Arbeiter für die Ravensberger Spinnerei in Wolfenbüttel angeworben und hat später bei der Landmaschinenfabrik Welger in Wolfenbüttel gearbeitet. Er holte seinen Onkel Karl Malchert mit Frau und Kindern auch nach Wolfenbüttel. 1894 wohnte er Frankfurter Str. 20 und die Familie Malchert Lindener Str. Nr. 7.

Auch der Bruder von August Martin Kastellan,- Herrmann Kastellan, der jüngste Sohn von Carl Kastellan und Louise Hellwich,- kam nach Wolfenbüttel.

Bruder Gustav Kastellan  zog ebenfalls aus Ostpreußen weg. Er ging nach Oberhausen.

Der Sohn Karl und seine Schwester Auguste verblieben in Ostpreußen. Auguste musste am Ende des zweiten Weltkrieges fliehen und wohnte dann in Oelsnitz bei Adorf im Vogtland. Sie blieb unverheiratet.

Wo der Sohn Karl geblieben ist, ist unbekannt. Sein Geburtsdatum ist ungesichert.

Die Gründe für den Wegzug der Familienmitglieder aus dem masurischen Ostpreußen liegen in der Mechanisierung der Landwirtschaft. Alle Hinweise auf die ausgeübten Berufe der Kastellans zeigen, dass sie als Knechte, Arbeitsmänner, Miethsmänner, Mägde und Instmann tätig gewesen sind. Sie waren als Hilfskräfte in der Landwirtschaft tätig, deren Arbeitskraft mit zunehmender Mechanisierung immer weniger gebraucht wurde. Die Mähmaschine, der Mähbinder und die Dreschmaschine wurden erfunden und tausende von Schnittern und landwirtschaftlichen Arbeitern wurden brotlos und suchten neue Arbeit im industriell aufblühenden Westen.


Der Familienname Kastellan in Ostpreußen bis 1800

(Ergebnisse der Familienforschung von Michael Kastelan aus Aalen/Württ. über seine Vorfahren)

Der Name Kastellan (in vielen verschiedenen Schreibweisen) war in den katholischen Landkreisen Heilsberg und Rößel ( früher: Ämter Heilsberg und Seeburg) in mehreren Orten vertreten.

Zum Zeitpunkt der ältesten Prästationstabellen (Abstammungsverzeichnisse) des Ermlands, 1773, waren dies:

Adlig Wolka, Kirchspiel Frankenau, Amt Seeburg

Eine der frühesten Erwähnungen und ein Beleg für die Einwanderung nach dort im 16. Jahrhundert aus Polen/Masowien, da Wolka/Wolk/Wolle auf polnisch „Freisitz" bedeutet. Die Neusiedler bekamen Freijahre, bevor sie Abgaben entrichten mussten; das Ermland war Anfang des 16. Jahrhunderts ungefähr zur Hälfte durch mehrere Kriege verwüstet.

Die älteste Kastellan-Eintragung im Traubuch von Frankenau (dazu gehört Adlig Wolka) lautet auf einen Trauzeugen Leonardus Kastalan am 25. November 1615.

Prästationstabellen mit Einzelnamensangaben für Adlig Wolka liegen nicht vor, da es nicht königlich, sondern adlig war.

Für die Zeit um 1773 lassen sich durch das Traubuch Frankenau folgende männliche erwachsene Namensträger in Adlig Wolka feststellen:

Joannis Castellan, 21.11.1762, als Vater bei der Heirat des Sohnes Thomas, möglicherweise 1773 schon verstorben.
Thomas Castellan, Heirat wie oben, Taufzeuge 1778 und 1787
Andreas Castellan, Enkel von Joannis, Sohn von Martin aus Lautern, heiratet am 19.11.1781, 29 Jahre alt

Bergerdorff [eigentlich „Bürgerdorf" der Stadt Seeburg]

Joseph Kastellan, Bürger PT (Prästationstabelle) 1773, S. 968

Frankenau, Amt Seeburg

Caspar Castelan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 933

Joseph Kastelan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 1034

Lautern, Kirchspiel Lautern, Amt Seeburg

   wird die größte Kastellan-Gemeinde im 19. Jahrhundert, was das Ermland anbelangt.

Die meisten Inhaber des Namens an diesem Ort werden in den Kirchenbüchern ab ca. 1800 Kastilan oder sogar Kastilahn geschrieben.

Martin Kastellan, Schaarwerksbauer PT 1773, S. 938 u. 1039

+ 8.11.1786 in Lautern, colonus, 65 Jahre alt Sohn von Joannis aus Adlig Wolka.

Hatte aus zwei Ehen acht Söhne, von denen sechs das Heiratsalter erreichten. Sie und deren Nachkommen tauchen zumeist in Lauterern Kirchenbüchern auf.

Geburt                          Heirat

1752      Andreas          1781 und 1787
1755      Simon              1781 und 1787
1765      Joseph             1794
1768      Rochus             vor 1802
1771      Martin             1802
1773      Paulus              1802

Kiwitten, Kirchspiel Kiwitten, Amt Heilsberg

Anton Kastelahn, Gärthner od. Eigenkäthner PT 1773, S. 641. Am 5.2.1774 vermerkt das Taufbuch den Eintrag eines Sohnes Joannes. Mutter ist wie unten Justina Danquart.
Anton Kastelan hat am 16.11.1760 Justina Danquart geheiratet und ist Sohn von Christoph Kastelan aus Springborn.

Springborn, Kirchspiel Kiwitten

Anton Kastellan, Instmann (Eintrag ist gestrichen) PT 1773, S. 612
Es handelt sich um o.a. Anton, der verzogen ist.
Im Taufbuch Kiwitten vom 2.3.1771 taucht er noch mit Ortseintrag Springborn mit Taufe eines Sohnes Josephus auf. Mutter wie o.a.

Castelahn, o. Vorname, Eigenkäthner PT 1773, S. 633
Es handelt sich um einen zweiten Martin Kastelan. Er taucht im Taufbuch Kiwitten mindestens zweimal als Vater in Springborn auf:
Am 1.5.1771 als Vater von Gertrudis; am 29.8.1774 als Vater von Joannes (Hier geschrieben Kasztelan. Eine Reminiszenz an die polnische Schreibweise). Mutter ist beidesmal Elisabeth Krieger.
Martin ist Sohn von Christoph, * 11.11. 1744 in Springborn

Der älteste Kastellan - Heiratseintrag mit Ortsangabe Springborn lautet:

Christophorus Castellan, Sohn des Benedictus Castelan aus Wolk, heiratet Elisabeth Schwartz (4.11.1708).

Lauterhagen, Kirchspiel Krekollen, Amt Heilsberg

Rochus Kastellan, Schmit PT 1773, S. 613 und 650
+ 26.9.1805 in Roggenhausen, Amt Heilsberg, "faber ferrarius",
87 Jahre alt, verzog ca.1777 dorthin.
Möglicherweise ist Rochus ein Bruder von Martin, Lautern und damit
auch von Thomas, Wolka.
Rochus hat aus zwei Ehen mindestens 13 Nachkommen, darunter 11 Söhne, von denen höchstens sieben das Kindesalter überlebt haben (Bis 1775 ist eine Totenkontrolle in Krekollen nicht möglich). Es sind (Geburtsjahr):

1760 Josephus
1762 Antonius
1768 Laurentius (7.August)
1775 Joannes
1788 Andreas
1791 Adalbertus
1795 Valentinus

Eine weitere Häufung des Namens ist im evangelischen Kreis Gerdauen feststellbar. Da das Erbhauptamt Gerdauen vorwiegend im Besitz derer von Schlieben, also adlig war, ist über Prästationstabellen wenig auszurichten. Mit einer Ausnahme:
In den Prästationstabellen 1771 des Domänenamtes Rastenburg findet sich im "Koeniglichen Dorff Krölykeim" unter den Gärthnern und Instleuten ein Christian Kastlan.

Christian hat am 14.11.1759 dort Katharina Fleischer geheiratet und stammt aus Gnätken (Ksp. Nordenburg). Er ist der Stamm -Vater aller Kröligkeimer Kastellane.
Sein Vater Johan Castellan ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Jahre 1721 aus dem katholischen Ermland zugewandert ("gebürtig aus Fronowen" = Frankenau, Amt Seeburg).
Er hat bei der Witwe Barbara Gollophon in Gnätken eingeheiratet (12.11.1721). Der Erstgeborene wurde Wilhelm genannt. Eine Reverenz an das evangelische Preußen. Johan Castellan heiratet am
8.1.1728 zum zweiten Mal, wieder eine Barbara. Er hat insgesamt mindestens fünf Söhne gezeugt (Geburtsjahr):

1722    Wilhelm
1728    Christian
1730    Michael
1733    Jakob
1736    Friedrich

Von Wilhelm und Jakob sind Nachkommen im Kirchspiel Nordenburg feststellbar: in Gnätken, Plagbuden und Schönfeld.
Aus Kröligkeim und dem Nachbarort Loskeim stammt also der Zweig der Kastellane, deren Nachfahren am Anfang der Seite beschreiben worden sind.


Die Herkunft des Namens Kastellan

Im Mittelalter war der Kastellan der Verwalter einer Burg, der Burghauptmann. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen ab. Bei den Römern hießen die Grenzbefestigungsanlagen Kastell.

Die Personennamen sind oft aus den Berufsbezeichnungen hervorgegangen oder wurden den Personen gegeben, die sich "wie ein Kastellan" verhielten. - Vergleichbar mit den "Königs" und "Kaisers" im deutschen Sprachraum, die ja nicht alle von den Kaisern und Königen abstammen.

Der Name ist in verschiedenen Varianten anzutreffen. Im Italienischen gibt es ihn als Castellani (die Villa Augusto Castallani gibt es z. B. neben dem Trevi-Brunnen in Rom). Im Französischen als Châtelain und im Polnischen als Kasztelan. Eine Suche im Internet unter diesen Namen führt zu tausenden von Treffern. Auch Schreibweisen wie Kastelan, Kastilan, Castillan usw. führen zu zahlreichen Ergebnissen.

Im deutschsprachigen Raum hat sich offensichtlich der Name Vogt und Voigt als Familienname der Ableitung von der Profession des Burgverwalters durchgesetzt, der ja wesentlich häufiger anzutreffen ist als Kastellan. Die Kastellans in Deutschland haben ihre Wurzeln offensichtlich überwiegend in Ost- und Westpreußen.- Vor allem im Masurischen. Der Name könnte von den Rittern des Deutschen Ritterordens nach dem 3.Kreuzzug mitgebracht worden sein, also aus dem lateinischen Raum. Der Ritterorden hatte sich im ausgehenden Mittelalter, nachdem er seine Aktivitäten im Heiligen Land einschränken musste, der Kolonisierung des Gebietes von West- und Ostpreußen zugewandt.

Über die Stellung des Kastellans beim Deutschen Ritterorden findet man nachstehende Erläuterung:

Die in den Statuten fassbaren Strukturen des Ordens wurden - wie bei den anderen Ritterorden, vor allem bei den Johannitern - zunächst wesentlich durch das gemeinschaftliche Leben im Haupthaus des Ordens bestimmt. Oberstes "Organ" war das Kapitel, die Versammlung aller Brüder, an deren Beschlüsse die Ordensoberen formal gebunden blieben, auch wenn die geographische Ausweitung des Ordens ein Zusammentreten aller Mitglieder seltener werden ließ. Während der Meister bald zur Unterscheidung gegenüber den lokalen "Meistern", den Landmeistern, als magnus magister, als Hochmeister, bezeichnet wurde, gewann eine Gruppe von Amtsträgern im Haupthaus zunehmende Bedeutung für den gesamten Orden. Schon 1208 lassen sich die Ämter des Großkomturs, des Marschalls und des Spittlers nachweisen. Zunächst war der Großkomtur vor allem für die Angelegenheiten des Haupthauses zuständig, dann beschränkte er sich ab 1230 mehr und mehr auf die Oberaufsicht, vertrat dafür aber häufiger den Meister während dessen Abwesenheit vom Heiligen Land. Marschall und Spittler waren für die beiden wichtigsten Aufgabenbereiche im Orden zuständig, für die Vorbereitung militärischer Einsätze und für die Versorgung der Kranken. Bis zur Mitte des 13.Jahrhunderts bildeten sich drei weitere bedeutende Ämter aus: das des Trappiers, der für das Bekleidungswesen verantwortlich war, nachgewiesen seit 1228, das des Tresslers, für den Ordensschatz, seit 1240, und das des Kastellans von Montfort, mit der Errichtung der Hauptburg seit 1230. Alle diese Ämter finden sich ähnlich auch bei den beiden anderen großen Ritterorden, so bei den Johannitern, bei denen es zwar keinen Kastellan gab, dafür aber seit dem Anfang des 14.Jahrhunderts einen Turkopolier als Leiter der Hilfstruppen und einen Admiral, der die Hafenanlagen und die Marinesoldaten überwachte.

Es ist jedoch auch denkbar, dass der Name, der vor allem in Masuren und den angrenzenden westlichen Regionen (dem Ermland) vorkam, von den Einwanderern nach der Besiegung des Ritterordens durch die Polen  mitgebracht worden ist. Der Stellvertreter des Woiwoden (Polnischer Fürst - später oberster Beamter) wurde als Kasztelan bezeichnet.

Eine detaillierte Deutung gibt Michael Kastelan, der sich intensiv mit der Abstammung des Namens beschäftigt hat, am Schluss dieser Seite.

Es gibt den Namen Kastelan mit nur einem L ebenfalls noch in Deutschland.- Auch mit ostpreußischer Abstammung. Bisher wurden aber noch keine verwandtschafltichen Zusammenhänge festgestellt, obwohl sie sicherlich bestehen, aber vermutlich in die Zeit vor 1830 zurückreichen. Man muss davon ausgehen, dass die des Lesens und Schreibens Unkundigen dem Pastoren, der die Kirchenbücher führte, nur ihren Namen nannten, der diesen dann ggf. mit LL oder nur mit L schrieb. Oder der neue Pfarrer hatte nicht ganz richtig zugehört und schrieb Kastillan ins Kirchenbuch. - Standesämter mit einigermaßen sicheren Eintragungen gab es erst im Deutschen Reich nach 1871.

Bei Rückfragen zeigte sich, dass die Vorfahren der Kastellans mit einem L oft aus dem Kroatischen und Polnischen stammen und ggf. durch Eindeutschung des Namens entstanden sind. So trägt eine polnische Biermarke diesen Namen.

Die Kastellans mit Doppel-L sind in Deutschland nicht so häufig anzutreffen und lassen sich fast alle der ostpreußischen Abstammung zuordnen.

 

Deutung des Familiennamens durch Michael Kastelan, Aalen

Die älteste Erwähnung des Familiennamens in Ostpreußen überhaupt stammt aus dem evangelischen Saalfeld Krs. Mohrungen:

Dort bekommt im Jahr 1562 ein Hans Castellahnn das Bürgerrecht verliehen (Altpreußische Geschlechterkunde, Jg. 1935). Familienforschung ist hier nicht möglich, da es keine erhaltenen Kirchenbücher gibt.

Was waren die Kastellane von Beruf ?

Bauern und einfache Leute. Benedictus Castalan in Adlig Wolka hatte um 1665 das Schulzenamt inne. Berufe hatten nur die Männer. Die Kirchenbücher im Ermland wurden bis ca. 1840 in lateinischer Sprache geführt.
Es tauchen auf:
proprietarius           Eigentümer   
inquilinus                Mieter, Mietsmann, auf ostpreußisch Instmann
colonus                  Siedler, Kleinbauer
hortulanus              Gärtner, meint aber eigentlich auch Kleinbauer
tabernator              Krüger, Gastwirt
pastor                    Schäfer
famulus                  Knecht
miles                      Soldat (in kriegerischen Zeiten)

Woher stammt der Familienname Kastellan ?
Ist er

Übername              (Er benimmt sich, er wirkt wie ein Kastellan = vornehm, edel)
Berufsname          ( Er ist Kastellan = Burgvogt, Burgverwalter mit zugehörigem Gebiet)
Herkunftsname    (Er kommt aus der Kastellanei Gniezno, er stammt aus dem befestigten Ort, von der Burg Gniezno) ?

Diese Fragen werden wohl abschließend nicht zu beantworten sein. Am wahrscheinlichsten ist m.E. die dritte Alternative, da die Angehörigen des Familiennamens nicht der Oberschicht angehörten. Der Name deutet einfach auf die Einwanderung aus den benachbarten polnischen Gebieten hin und könnte analog zum deutschen Familiennamen ganz banal "Bürger" (abgeleitet von Burg) bedeuten (Siehe unten: Lexikon von 1739, erster Halbsatz).

Auszüge aus verschiedenen Nachschlagewerken

Brockhaus Enzyklopädie 1970, Neunter Band

Kastellan [ > Kastell]

Aufsichtsbeamter von Schlössern und öffentlichen Gebäuden, im Mittelalter der Burgvogt; bei den Westslawen seit dem 12. Jahrhundert Verwalter einer Burg mit zugehörigem Gebiet (Kastellanei, östlich der Elbe und Saale nach der deutschen Besiedlung durch die deutsche Territorial-Verfassung abgelöst). In Polen verloren die Kastellane im 14. Jahrhundert ihre Funktionen an die > Starosten; dort seit dem 15. Jahrhundert Ehrenamt mit Berechtigung zu einem Senatssitz.

Historical Dictionary of Poland 1996

Castellan (kasztelan)

State office in early medieval Poland responsible for the administration and military control of a castle and a neighboring region, known as a kasztelania and constituting the basic administrative unit of the state. In mid-thirteenth-century Poland, there were about 100 kasztelanias. In the fourteenth century, after the introduction of the new administrative office of starosta (Foreman of a district), the Castellan's office lost it's importance and turned into a titular provincial position. From the fifteenth century, Castellans had seats in the Senate, and, in the ranking of Senate positions, they were placed directly under the Palatines (wojewoda), with the exception of the Castellan of Cracow, who was the most important lay Senator of pre-Partition Poland. The title of Castellan also existed in the Dutchy of Warsaw and in the Congress Kingdom of Poland (1807-1831).

Grosses vollständiges UNIVERSAL - LEXIKON Aller Wissenschafften und Künste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. Darinnen so wohl die Geographisch Politische Beschreibung des Erd-Kreyses 20. Band, Leipzig und Halle, Verlegts Johann Heinrich Zedler 1739

Castellan, Castellanus, Chatelain,

heist eigentlich ein Einwohner in einer Stadt; wurde aber nachmahls ein Burggraf genennet; heißt aber ietzo eigentlich einer, der über eine Burg oder Schloß zu befehlen hat. Es ist aber das Amt und Würde, welche dadurch angedeutet wird, unterschiedlich. In Teutschland und Niederlande heißt man einen Castellan denjenigen, welcher über ein Fürstliches oder auch sonst ansehnliches Hauß und Palast die Aufsicht und die Schlüssel zu allen Zimmern hat, auch besorgen muß, daß dieselben allzeit reinlich gehalten werden, welches auf gut Teutsch ein Hauß-Verwalter heißt.
Es werden aber auch die independenten Gouverneurs derer Citadellen zu Mayland, Naples und Antwerpen Castellanen genennet; ja endlich giebt es auch Castellanen in Polen und Lithauen, welche daselbst in dem Senat ihren Sitz unter den weltlichen Senatoren haben, und zu Kriegs-Zeiten, unter dem Commando derer Woywoden, als deren Lieutenants, die unter ihrer jurisdiction befindlichen Edelleute in das Feld führen müssen, und zwar mehrenteils 2 oder noch mehr. In allen sind dererselben 85, 3 davon haben ihren Sitz bey denen Woywoden, nemlich die von Cracau, von Vilna und von Trocki. Der Castellan von Cracau ist der oberste unter allen weltlichen Senatoren, und zwar entweder deswegen, weil in dem 12 Seculo der Woywode von Cracau, welcher selbst der erste gewesen, wider den König Boleslaum III rebelliret, hingegen der Castellan daselbst getreu geblieben, oder weil unter des gedachten Königs Regierung der Cracauische Woywode in einem Treffen die Flucht ergriffen, hingegen der Castellan sich überaus ritterlich gehalten. Der Castellan von Vilna ist unter denen weltlichen Senatoren der sechste, und der von Trocki der zehende.
Die Ursache aber, warum diese beyden über so viel Woywoden den Rang haben, ist entweder das Alterthum solcher Castellaneyen, oder daß in denen ehemaligen Zeiten die Castellanen von selbigen Orten der Republic einige sonderbare Dienste geleistet. Die übrige 82 Castellanen folgen gleich nach denen sämtlichen Woywoden, und werden eingetheilt in grosse und kleine.
Jene, deren 33 sind, führen den Namen von der Woywodschafft, wozu sie gehören, sitzen in dem Senat, gleich denen Woywoden, auf Arm-Stühlen, und werden aus der Cantzley Wielmozni oder Magnifici tituliret. Die Kleinen, an der Zahl 49, befinden sich insgesamt in Klein-Polen, Masovien und Reussen, schreiben sich nur von gewissen Gegenden (daher man sie Castellanos districtum zu nennen pflegt) und sind vor nicht gar langer Zeit recht in den Senat aufgenommen worden, sitzen hinter denen übrigen Senatoren auf Bäncken, und bekommen aus der Cantzley den Titel Vrodzenc oder Generosi. In denenübrigen Stücken sind sie einander fast gantz gleich, empfangen auch, wenn andere mit ihnen reden, oder an sie schreiben, durchgehend den Titel Jasnie Wielmozne oder Illustrissimi, und werden Herren von dem Ort genennet, wo sie Castellanen sind, z.E. Pan Posnanski, Herr von Posen. Kein Woywod, etliche wenige in Lithauen und in Preussen ausgenommen, ingleichen kein Starost, kann zugleich Castellan seyn, noch auch eine einzige Person 2 verschiedene Castellaneyen verwalten. Im übrigen wird zu einem Castellan erfordert, daß er ein Polnischer oder Lithauischer Edelmann, und in der Gegend, worüber er Castellan zu werden verlanget, mit unbeweglichen Gütern angesessen sey. Die Jurisdiction, so sie haben, erstreckt sich fast nur auf peinliche Sachen.

 

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